indonesische Kunst.

indonesische Kunst.
indonesische Kunst.
 
Die Kunst der Altindonesier (Indonesier) bezeugt im Wesentlichen den Seelen-, Ahnen- und Totenkult. Bei der künstlerischen Bearbeitung von Holz (u. a. Skulpturen, Verzierungen für die Häuser), Textilien und Metallwaren (Waffen, Schmuck) werden immer wieder entsprechende Motive und Symbole verwendet.
 
Teile Indonesiens, besonders Java und Bali, Sumatra und Celebes, kamen bereits in den ersten Jahrhunderten n. Chr. mit Strömungen der indischen Kultur in Berührung. Zu den frühesten erhaltenen künstlerischen Zeugnissen in Indonesien gehören Bronzefiguren des Buddha aus dem 5./6. Jahrhundert im Stil der Guptakunst, gefunden bei Sampaga auf Celebes und Kotabangun auf Borneo.
 
 Indojavanische Kunst
 
Die Kunst Javas etwa zwischen dem 7. und 15. Jahrhundert wird als indojavanisch oder hindubuddhistisch bezeichnet, weil sie inhaltlich von den indischen Religionen geprägt ist. Stilistisch zunächst von den indischen Kunstschulen der Gupta-, Pallava- und Palazeit beeinflusst, entwickelte sie seit dem 9. Jahrhundert starke eigenständige Züge.
 
Hauptwerke der zentral- oder mitteljavanischen Periode (750-900; benannt nach der Residenz der Herrscher im Zentrum der Insel) sind die shivaistischen Candis auf dem Diengplateau, die Tempelgruppe Gedong Songo am Ungaraberg, der Tempelkomplex Lara Jonggrang bei Prambanan und die buddhistische Candis Borobudur (um 800), Pawon und Mendut in der Keduebene und Kalasan, Sewu, Plaosan und Sari in der Nähe von Prambanan. Es sind v. a. Bauten mit mehrfach terrassiertem Sockel, Cella und pyramidenförmigem Dach. Neben ihrer Funktion als buddhistische oder hinduistische Tempel sind sie auch Gedenk- und Verehrungsstätten der königlichen Ahnen, deren Asche dort beigesetzt wurde. Das bedeutendste shivaistische Heiligtum Zentraljavas ist der Tempelkomplex Lara Jonggrang aus dem Anfang des 10. Jahrhunderts. Er zeigt beispielhaft die seit dem 9. Jahrhundert in der Stein- und Bronzekunst gewonnene Eigenständigkeit der javanischen Kunst.
 
Im 10. Jahrhundert wurde der Osten Javas zum politischen und kulturellen Zentrum. Im 13. Jahrhundert entstanden hier die Reiche Singhasari und Majapahit. Als bedeutendste Candis der Singhasarizeit (1222-93) sind die von Kidal, Jago und Singha Sari hervorzuheben. Der reiche Reliefschmuck lässt stilistische Nähe zu den Schattenspielfiguren des Wayang erkennen. Aus der Majapahitzeit (1293 bis etwa 1520) sind wenige Tempel erhalten geblieben, da nun Ziegel und Holz die vorherrschenden Baumaterialien waren. Doch in Panataran gibt es noch Reste steinerner Tempel; vollständig restauriert wurde der in das Jahr 1369 datierte »Jahreszahlentempel«.
 
Von besonderem Reiz sind die unglasierten Terrakotta- und Stuckarbeiten dieser Zeit. Es sind Teile von Architekturdekor erhalten, v. a. aber eine Vielzahl menschlicher und tierischer Figuren von hoher Ausdruckskraft und Originalität aus dem profanen Bereich.
 
Charakteristisch für die ostjavanische Periode ist die extrem enge Verbindung von Shivaismus und Buddhismus, sodass seit dem 13. Jahrhundert die höchste Gottheit den Namen Shiva-Buddha trägt. Der Ahnenkult gewann nun größere Bedeutung, die königlichen Vorfahren wurden in den Bildern der Götter verehrt, die teilweise als Porträtstatuen zu verstehen sind.
 
Eine ganz eigene Ausdrucksform javanischen Kunstschaffens sind die Schattenspielfiguren, Stabpuppen, Masken und Rollbilder des Wayang, in dem sich autochthon-altjavanische und hindubuddhistische Elemente vermischt haben. Die schrittweise Islamisierung seit dem 16. Jahrhundert bewirkte, dass die Figuren wegen des Verbots, göttliche Personen darzustellen, das Aussehen skurriler Geisterwesen annahmen.
 
Die Kunst des Islam auf Java (ab 16. Jahrhundert) beschränkt sich, dem Bilderverbot gemäß, auf die Architektur, v. a. Moscheen und Friedhöfe (z. B. Sendangduwur im Osten), die in der Anfangszeit noch von javanischen Formen geprägt sind.
 
 
Bali wurde im Gegensatz zu Java nicht islamisiert, daher bewahrte die balinesische Kunst sowohl präindojavanische als auch balinesisch-hinduistische Traditionen und Formen bis in die Gegenwart. Die sehr zahlreichen balinesischen Tempel für Götter, für den Toten-(Ahnen-)Kult und für Fruchtbarkeitskulte sind in der Regel in drei Höfe geteilt, wobei sich das Hauptheiligtum, der Meru, im dritten Hof befindet und, reichlich mit polychromen Reliefs geschmückt, den Sitz der Gottheit enthält; das Haupttor ist in der Form des Candi bentar gestaltet. Die größten Heiligtümer sind Pura Besakih am Südhang des Gunung Agung, die in den Felsen gehauenen »Königlichen Gräber« bei Tampaksiring und die Elefantenhöhle (Goa Gajah) bei Bedulu. Der Tempel von Pejeng zeigt, wie stark Bali von Java beeinflusst war.
 
Die Malerei auf Palmblatt, Tierhaut und Stoff sowie das Kunsthandwerk (Schnitzarbeiten, Kleinfiguren aus verschiedenen Materialien, Batikarbeiten, Schattenspielfiguren und Masken) sind äußerst feine Arbeiten und stehen seit alters ausnahmslos im Dienste der balinesischen Ausprägung des Hinduismus, vermischt mit alten Toten-, Ahnen- und Fruchtbarkeitskulten.
 
 
C. Holt: Art in Indonesia (Ithaca, N. Y., 1967);
 H. Härtel u. a.: Indien u. Südostasien, in: Propyläen-Kunstgesch., Bd. 16 (1971);
 A. J. B. Kempers: Ageless Borobudur (Wassenaar 1976);
 U. Ramseyer: Kultur u. Volkskunst in Bali (Zürich 1977);
 
Kunst der Welt, Bd. 38: F. A. Wagner: Indonesien (Neuausg. 1979);
 
Java u. Bali. Buddhas, Götter, Helden, Dämonen, bearb. v. O. Karow u. a., Ausst.-Kat. (1980);
 
Batik u. Ikat aus Indonesien, bearb. v. B. Forman, übers. v. G. Bean (1990);
 A. J. B. Kempers: Monumental Bali (Neuausg. Berkeley, Calif., 1991);
 
Borobudur. Das Pantheon Indonesiens, bearb. v. J. Miksic u. a., übers. v. M. Moses u. a. (1991);
 H. Helfritz: Indonesien (81992);
 
Versunkene Königreiche Indonesiens, hg. v. A. u. H. Eggebrecht, Ausst.-Kat. Roemer- u. Pelizaeus-Museum, Hildesheim (1995).

Universal-Lexikon. 2012.

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